Wer kennt es nicht, aus irgendeinem Grund muss eine uralte Software mitgeschleppt oder wieder ausgegraben werden und diese läuft nicht unter Windows 10. Die Computer sind aber, so wie es sein sollte, schon auf Windows 10 umgestellt. Dann fällt es einem wieder ein: Es gab doch mal extra einen Windows XP Mode für so etwas. Könnte man den nicht wieder downloaden und benutzen? Ob das geht erfährst du in diesem Artikel.
Was ist der Windows XP-Mode?
Unter Windows 7 gab es die Möglichkeit Windows XP als fertige virtuelle Maschine herunterzuladen und für alte unter Windows 7 inkompatible Anwendungen zu nutzen. Nach Durchlaufen des Setups befand sich der XP-Modus im Startmenü und konnte einfach gestartet werden.
Dieser bot sich insbesondere für alte Software an die unter Windows 7 nicht mehr korrekt lief, aber noch genutzt werden muss. Dies kann unter Umständen sogar eine kritische Anwendung wie eine Warenwirtschaft sein die zeitnah ersetzt werden sollte. Aber wer in der IT arbeitet kennt das Problem mit den nicht vorhandenen Budgets. Immerhin läuft Windows XP noch auf vielen Embedded Systemen, Computerkassen, Bankautomaten und wahrscheinlich noch auf Flughäfen und in Behörden.
Achtung: Unabhängig davon ob man XP in einer VM oder nativ noch nutzen muss, sollte man wenn es eben möglich ist das betroffene System möglichst „isolieren“ und vom Internet komplett abkapseln oder nur die absolut nötigen Ports / Protokolle freigeben.
Windows XP Mode Download
Das Setup für den Virtual PC bzw. den XP-Mode bekommt man leider nicht mehr offiziell bei Microsoft zum Download.
Die ursprünglichen Links lauteten:
https://www.microsoft.com/de-de/download/details.aspx?id=3702
https://www.microsoft.com/de-de/download/details.aspx?id=8002
Beim Downloaden des XP-Modes hatte man die Auswahl zwischen der Variante mit MediaPlayer oder ohne („N“ für „not with Media Player“):
Auch alle Links auf Seiten wie Heise, die dort hin verlinkten, sind logischerweise jetzt nicht mehr zu gebrauchen.
Lediglich auf Chip konnte ich das Setup des XP-Mode für Windows 7 noch finden:
https://www.chip.de/downloads/c1_downloads_hs_getfile_v1_37537393.html?t=1625068777&v=3600&s=39b2f3f8352796dfbb5fbc5fbed5d79b
Leider gibt es auch bei Chip das Setup nicht mehr zum Download, aber ein aufmerksamer Leser hat mich informiert, dass man das Setup noch bei Winfuture bekommt:
https://dlgbit.winfuture.de/F-bblZzASV8rdH_fEjSfeA/1667112096/2457/software/Windows%20XP%20Mode%20for%20Windows%207/WindowsXPMode_de-de.exe
(Quelle: https://winfuture.de/downloadvorschalt,2457.html)
Eine englische Version scheint es auch im „Internet Archive“ noch zu geben:
https://archive.org/details/windows-xp-mode_20200907/
Tipp: Sollte auch dieses irgendwann einmal nicht mehr verfügbar sein benötigt man leider einen Windows XP-Datenträger. Je nachdem aus welchem Zeitraum dieser stammt sind dann auch die Service Packs noch nötig. Die Installation verläuft dann ähnlich wie im Folgenden beschrieben. Allerdings muss dann das normale Setup durch das Durchschleifen der CD in die virtuelle Maschine genutzt werden.
Windows 10 und der Virtual PC für den XP Mode – Warum läuft das nicht mehr unter Windows 10?
Als Grundlage für diesen XP-Modus hatte Microsoft den mittlerweile nicht mehr einsatzfähigen „Virtual PC“ als Virtualisierungssoftware genutzt. Hierbei handelt es sich um eines der vielen Produkte/Unternehmen die durch Microsoft aufgekauft wurden und dann selber weiterentwickelt und in Windows integriert worden sind.
Wer den Virtual PC mal abseits des XP-Modus genutzt hat weiß, dass dieser gegen die Konkurrenz keine Chance hatte. Wohl aus diesem Grund hat Microsoft Hyper-V gefördert und auch ab Windows 8, wenn ich mich recht erinnere, im Client-Betriebssystem integriert. Hier wurde gleichzeitig die Unterstützung für den Virtual PC dann komplett fallen gelassen um sich auf den Hoffnungsträger Hyper-V zu fokussieren.
Deshalb erhält man bei dem Versuch den XP-Mode zu installieren diese schöne Fehlermeldung:
Eine Recherche des Errorcodes „0x80096002“ und der Meldung „Das Installationsprogramm hat einen Fehler festgestellt“ führt nicht wirklich zu einem Ergebnis. Es handelt sich um einen recht unspezifischen Fehler. In der Regel besagt dieser aber einfach, dass das gewünschte Update bzw. Programm unter dem ausgeführten Betriebssystem nicht mehr installiert werden kann. Entweder weil es veraltet ist oder bereits im Betriebssystem integriert ist. Der Verweis auf das ungültige Zertifikat bringt einen hier auch nicht weiter.
Wie kann man den XP Mode trotzdem in Windows 10 nutzen?
Die Lösung ist ganz einfach: Man muss sich selber eine entsprechende virtuelle Maschine aufsetzen. Grundsätzlich hat man hier naürlich mehrere Optionen zur Auswahl.
Wenn es vom Rechner unterstützt wird, kann man der Einfachheit halber das sowieso schon vorhandene Hyper-V von Microsoft benutzen. Mittlerweile ist dieses auch ganz gut ausgereift und kann für eine einfache virtuelle Maschine ohne Bedenken genutzt werden. Aber es ist etwas manuelle Arbeit nötig, da Windows XP offiziell nicht im aktuellen Hyper-V unterstützt wird. Von Microsoft wurde hier wirklich alles aufs Abstellgleiß geschoben.
Alternativ bieten sich natürlich VMWare, welches aber defintiv Geld kostet wenn man es für kommerzielle Zwecke einsetzt, oder das kostenlose VirtualBox an. VirtualBox bietet zudem eine ganze Reihe netter Features, wie z. B. den nahtlosen Modus und die Möglichkeit USB-Geräte durchzuschleusen an.
Zur Installation kann man entweder einen eigenen Windows XP-Datenträger nutzen, oder sich bei dem Setup für den ehemaligen Windows XP-Mode bedienen.
- Hierzu lädt man das Setup herunter und statt dieses auszuführen entpackt man es einfach mit 7zip. Danach entpackt man im Unterordner „sources“ ebenfalls die Datei „xpm“, die dort ohne Endung abgelegt ist.
- Dadurch erhält man das fertige Windows XP-Image als virtuelle Festplatte (VHD). Die Datei heißt „VirtualXPVHD“ und muss nun noch um die Endung .vhd ergänzt werden.
- Mehr braucht man aus diesem Ordner nun auch nicht und man kann den ganzen Rest entsorgen.
XP Mode in Hyper-V einrichten:
- neue VM erstellen
- VM-Generation: Generation 1 wählen (Generation 2 ist nur für 64 Bit Systeme nutzbar!)
- Prozessor: zwei Cores sollte man schon nutzen
- Speicher: mind. 512 MB Ram sollten es für ein flüssig laufendes Windows XP schon sein, besser wären ein oder zwei Gigabyte
- Festplatte: Virtuelle Festplatte verbinden, keine neue erstellen
- Netzwerk: für Windows XP wird eine „Legacy“-Netzwerkkarte benötigt, die „neue“ Netzwerkkarte kann man löschen
- Es müssen manuell die alten Hyper-V-Integration-Tools installiert werden, anonsten gibt es Probleme mit der Maus
- XP muss noch aktiviert werden, was aufgrund der abgeschalteten Aktivierungsserver ein kleines Problem darstellt – ohne Aktivierung ist der XP-Mode erst einmal nur 30 Tage nutzbar!
XP Mode in VirtualBox einrichten:
- neue VM erstellen
- gleiche Systemressourcen wie unter Hyper-V konfigurieren
- VHD als Festplatte angeben
- VirtualBox-GuestAddons installieren
- XP muss noch aktiviert werden, was aufgrund der abgeschalteten Aktivierungsserver ein kleines Problem darstellt – ohne Aktivierung ist der XP-Mode erst einmal nur 30 Tage nutzbar!
XP Mode in VMware Workstation einrichten:
- die VHD-Datei kann man für VMware nicht gebrauchen und man muss diese zuerst in eine vmdk-Datei umwandeln
- WinImage (30 Tage Shareware)
- Starwind V2V Converter (Freeware)
- neue VM erstellen
- „I will install the operating system later“ wählen
- als Gast-Betriebssystem „Windows XP Professional“ auswählen
- beliebigen Namen für die virtuelle Maschine und bevorzugten Speicherort festlegen
- man muss eine virtuelle Festplatte erstellen, die Größe ist egal
- man kann nun in den Hardwareeinstellungen der VM die gleichen Systemeinstellungen bzgl. RAM und CPU wie schon unter Hyper-V festlegen
- die im Assistenten erstellte Festplatte löscht man
- über „Add“ fügt man eine Festplatte hinzu und wählt dafür die zur VMDK umgewandelte VHD-Datei
- auch hier ist Windows XP natürlich nicht aktiviert
Hierzu folgen noch ausführlichere Anleitungen!
Gleiches gilt natürlich auch für Windows 7, welches man auch in einer virtuellen Maschine nutzen könnte.
Kann ich meinen XP-Mode von Windows 7 unter Windows 10 auch Eins-zu-Eins weiterverwenden?
Wer den Windows XP Mode unter Windows 7 schon verwendet hat, will oder muss vielleicht sein Image bei einer Neuinstallation oder einem Upgrade des Rechners weiterverwenden. Insbesondere wenn dieses schon mit einem Haufen an korrekt eingestellten Anwendungen konfiguriert war würde man es wohl am liebsten einfach fertig kopieren und übernehmen.
Wenn man das Image des XP Mode unter Windows 7 einfach auf einen anderen Windows 7-Rechner kopiert hat, war dieses unter Umständen nicht direkt lauffähig. Denn dieses Image baut differenziell auf einer Basis-VHD auf, die bei der Installation des XP Mode speziell für den Rechner erstellt wurde. Diese befindet sich unter „C:\Program Files\Windows XP Mode\Windows XP Mode base.vhd“ und musste ebenfalls auf den anderen Rechner kopiert werden. Danach ließ sich der kopierte XP Mode in der Regel wieder verwenden.
Leider kann man dies aber für den Umzug zu Windows 10 vergessen, da man diese Basis-VHD wohl eher schlecht mit der darauf aufbauenden VHD „zusammenfassen“ kann.
Wie sieht es denn mit der Windows-Lizenz für die virtuelle Maschine aus?
Achtung: Dies ist keine Lizenzberatung, vermutlich werden einem sogar Microsoft-Supportmitarbeiter ganz andere Versionen auftischen, da diese selbst oft keine Ahnung haben! Für eine korrekte Lizenzierung sollte man auf jeden Fall die Meinung eines Systemhauses oder eines Beraters einholen!
Tja, im Gegensatz zu Windows 7, wo der XP-Mode und die XP-Lizenz „inklusive“ gewesen ist, hat man hier unter Windows 10 wohl das Nachsehen. Hier ist eine eigene Windows XP-Lizenz nötig, die dann auch nur in der virtuellen Maschine verwendet wird. Allerdings haben wahrscheinlich die meisten Personen oder Firmen noch genügend alte Lizenzen herumfliegen, sodass dies eher weniger ein Problem sein sollte. Wenn man Windows 7 virtualisiert und man ein upgegradetes Windows 7 mit der „kostenlosen“ Windows 10-Lizenz verwendet, kann man hier ebenfalls nicht die ursprüngliche Windows 7-Lizenz verwenden, da diese schon für das Hauptbetriebssystem in Benutzung ist.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass für das Betriebssystem in der virtuellen Maschine auf jeden Fall eine eigene Lizenz nötig wird, da diese vermutlich als „eigenständiger Computer“ gilt.
Allgemein gültiger Key?
Interessant ist, dass dem XP-Mode eine Lizenz beiliegt. Diese befindet sich in der Datei „KEY“ im entpackten Setup unter „sources\xpm~“ und kann einfach mit einem Editor geöffnet werden. Laut einiger PC-Fachzeitschriften solle man ruhig diese für seine XP-VM verwenden. Ob dies wirklich lizenzkonform ist, schließlich war diese für den XP-Mode unter Windows 7 gedacht und wird auch nur durch das Entpacken des Setups sichtbar für den Endanwender, ist meiner Meinung nach zumindest fragwürdig und Interpretationssache. Denn durch die selbst aufgesetzte VM in Hyper-V, VMware oder VirtualBox unter Windows 10 nutzt man diese ja nicht im ursprünglichen Produkt. Unter Windows 7 wäre dies vermutlich okay, aber unter Windows 10 meiner Meinung nach eher nicht.
Allerdings gilt hier wohl, auch wenn es eine Grauzone ist, zu bedenken dass Windows XP ein uraltes Produkt ist und Microsoft bereits durch das Abschalten der Aktivierungsserver mehr oder weniger signalisiert hat kein Interesse mehr an diesem Produkt zu haben. Man wird wahrscheinlich keine solche Aussage von M$ zu hören bekommen, aber es ist davon auszugehen dass ihnen egal ist was man mit XP noch so anstellt…
Das Setup für den Virtual PC bzw. den XP-Mode bekommt man hier immer noch offiziell bei Microsoft zum Download: „We’re sorry, this download is no longer available.“ ist das Ergebnis, wenn man den o.g. Link verwendet. Was nun ?
Hallo Klaus,
das ist ja tatsächlich blöd. Da hat Microsoft anscheinend die Dateien entfernt. Auch Links von Heise, etc. dahin sind tot.
Ich habe es noch bei Chip gefunden:
https://www.chip.de/downloads/c1_downloads_hs_getfile_v1_37537393.html?t=1625068777&v=3600&s=39b2f3f8352796dfbb5fbc5fbed5d79b
Viele Grüße
Tobias
Treffend geschrieben, Danke.
Gern geschehen 😉