Nachdem ich zu einer Notebookempfehlung befragt worden bin, stieß ich vor kurzem auf den sogenannten S-Modus von Windows 10. Diese „abgespeckte“ Variante von Windows 10 findet sich vor allem auf sehr günstigen Notebooks. Als ich mir das angesehen habe, kam mir sofort die damalige Runtime-Version (RT) auf dem Surface in den Sinn. Aber was ist das eigentlich und warum ist das für Profis meiner Meinung nach unbrauchbarer Müll?
Was ist der S-Modus?
Grundsätzlich handelt es sich um eine Variante bzw. Einstellung von Windows 10, bei welcher auf Sicherheit und Leistung wert gelegt wird. Hierzu wurde das Betriebssystem noch etwas aufgeräumt und beschnitten. Dadurch soll es insbesondere für Schulen gut geeignet sein. Dass die Variante wirklich schneller ist, konnte ich in Ermangelung der Version nicht nachstellen, gehe aber nach meiner Recherche nicht davon aus, dass dies wirklich der Fall ist. Vermutlich ist dies nur ein Marketing-Trick.
Allerdings ist diese Beschneidung sehr gravierend. Denn neben Apps aus dem Microsoft Store ist keinerlei andere Software installierbar! Dies betrifft sogar Treiberprogramme. Einfach etwas von einer Seite aus dem Netz herunterladen und installieren ist nicht möglich. Sicher ist dies natürlich schon und erinnert an Android und den Google PlayStore bzw. Apple und seinen eigenen Store. Aber die Auswahl an Software ist dadurch sehr massiv eingeschränkt und der eigentliche Vorteil eines Windows-Systems fällt damit meiner Meinung nach weg. Schnell bleibt das System in diesem Fall vermutlich schon, da man es nicht mit Software zumüllen kann 😀
Ohne es nochmal zu prüfen fand ich den Microsoft Store aber schon immer eher mau und als mehr oder weniger unsinnig bei dem geringen Angebot an Apps.
Folgende Programme kann man beispielsweise NICHT im S-Modus nutzen:
- alternative Browser wie Firefox oder Chrome
- Thunderbird oder andere E-Mail-Clients
- OpenOffice bzw. LibreOffice
- irgendwelche selbstentwickelten Programme
- Treiber für Hardware die nicht von Haus aus von Windows unterstützt wird
Wer hier mehr Infos benötigt, findet sie beispielweise hier:
Eigentlich ist das also nur für einen Anwender zu gebrauchen, der nur etwas zum Surfen braucht und alles im Browser erledigt. Das dann allerdings halt im Edge.
Alternative
Tatsächlich verstehe ich gar nicht was das bringen soll, da man mit Bordmitteln bzw. Richtlinien schon das Installieren von anderer Software als der vorgegebenen verhindern kann. Aus diesem Grund spricht meiner Meinung nach nichts dagegen, wenn man den administrativen Aufwand abdecken kann, einfach eine normale Windows-Variante zu verwenden.
Zum Glück hat man die Möglichkeit den S-Modus wieder abzuschalten. Allerdings ist dies ein unwiderruflicher Vorgang und zumindest beim Wechsel auf die Pro-Version, soweit ich gelesen habe, mit Kosten verbunden. Das Deaktivieren ist wohl nur mit Hilfe des Microsoft Stores möglich.
Aufpassen muss man hier auch, wenn man Gerät mit einem ARM-Prozessor nutzt. Hier kann man zwar generell mittlerweile auch x86-Programme nutzen, dies ist allerdings nicht in jedem Fall möglich. Da diese Software nur emuliert wird, was auch Leistung verbraucht und Kompatibiltätsprobleme hervorrufen kann, kann nicht garantiert werden dass jedes Programm auch wirklich läuft. x64-Programme laufen aber generell nicht. Aber hier ist wohl bei Microsoft schon eine Emulation in der Entwicklung.
Nichts dazu gelernt?
Als ich mich mit dem S-Modus beschäftigte kam mir direkt der Gedanke, dass es das doch schon mal irgendwie gab. Bereits vor acht Jahren kam eine ähnliche abgespeckte Variante von Windows, damals Windows 8, auf den Markt. Diese befand sich auf dem günstigen Surface RT (RT stand für Runtime, was auch immer einem das sagen sollte) und für Missverständnisse gesorgt. Denn auch diese Windows-Variante hatte diesen graviernden Nachteil: Man konnte auch dort keine Programme installieren, die nicht aus dem Windows Store bezogen wurden. Das Gerät war also mehr oder weniger unbrauchbar. Als ich die Aufgabe bekam dort Office zu installieren war relativ schnell Ende im Gelände. Dies lag daran, dass für das Surface RT ARM-Prozessoren verwendet wurden, auf denen leider die für x86- und x64-Architekturen entwickelten Programme nicht laufen.
Das Marketing war natürlich miserabel, da die wenigsten Kunden verstanden haben, dass es sich um ein solch krass beschnittenes Windows handelte. Deshalb ist damals auch das Surface RT als E-Mail-Anzeiger (natürlich mit der Mail-App aus dem Microsoft Store) auf dem Schreibtisch versauert.
Diesmal hat man natürlich das Glück, dass zumindest mehr Anwendungen auf einem ARM-Prozessor laufen könnten als damals…