Microsoft entledigt sich „alter“ Zertifizierungen – Eine bescheidene Meinung

Auch wenn es neben der ganzen Corona-Virus-Hysterie wahrscheinlich kaum jemand mitbekommt, passieren doch noch andere Dinge auf der Welt. So hat beispielsweise Microsoft in den vergangenen Tagen etwas getan, was vielen Teilnehmern an beliebten Zertifizierungen wie dem MCSA oder MCSE wohl sauer aufstoßen sollte. Wie es üblich ist, werden alle Jahre wieder alte Zertifizierungspfade eingestellt. Allerdings etwas anders als sonst, denn diesmal wird das gesamte Konzept der Zertifizierungen umgekrempelt.

Was ist passiert?

In folgendem Blogbeitrag kündigte Microsoft an, dass die meisten bisherigen Zertifizierungen bis zum 30. Juni diesen Jahres ersatzlos eingestellt werden:

https://www.microsoft.com/en-us/learning/community-blog-post.aspx?BlogId=8&Id=375282

Dies betrifft diese Zertifizierungen:

MCSA: BI Reporting
MCSA: Dynamics 365 for Operations
MCSA: SQL 2016 BI Development
MCSA: SQL 2016 Database Admin
MCSA: SQL 2016 Database Dev
MCSA: SQL Server 2012/2014
MCSA: Universal Windows Platform
MCSA: Web Applications
MCSA: Windows Server 2012
MCSA: Windows Server 2016
MCSD: App Builder
MCSE: Business Applications
MCSE: Core Infrastructure
MCSE: Data Management & Analytics
MCSE: Productivity

Man kann diese nun nur noch bis zum 30. Juni abschließen, falls einem noch Prüfungen für eines der Zertifikate fehlen. Das sollte man dann wohl besser schnell erledigen, je nachdem wie weit man mit einem der Zertifikate fortgeschritten ist.

 

Rollen-basiert?!

Mit „ersatzlos eingestellt“ ist allerdings nur die Form gemeint, denn es folgt ein „harter“ Umbau der Zertifizierungen auf eine Rollen-basierte Strukturierung. Die ist natürlich, wie mittlerweile auch alle Microsoft-Produkte, stark auf die (Azure-)Cloud ausgelegt!

Was soll das bedeuten? Man macht nun mehr oder weniger nur noch Cloud-Zertifizierungen, in welche die Inhalte der alten Prüfungen irgendwie passend reingedrückt worden  sind. Komischerweise ist man am Ende nun immer ein MCSE, nicht wie es vor einigen Jahren  geändert worden ist ein MCSA. Allerdings lässt sich die Cloud-Lastigkeit schon beim „MCSE: Core Infrastructure“ anhand der einzelnen Rollen wie bspw. dem „Azure Administrator Associate“ erkennen.

Vermutlich werden hier auch viele der sonst üblichen Themen, wie sie halt für OnPremise-Netzwerke üblich waren, komplett wegfallen. Denn diese lokalen Umgebungen widersprechen der „Cloud first“-Politik.

 

Grundsätzliche Meinung

Da ich selber, bis auf den vor Jahren „abgelaufenen“ CCNA, den ich in der Berufsschule abgelegt habe, keine andere Zertifizierung mehr abgelegt habe, sollte meine Meinung dazu nicht all zu sehr verwundern: Das Geld für teure Kurse, Bücher, Braindumps, die Prüfungen etc. und den ganzen Zeitaufwand kann man sich (in Deutschland) getrost sparen! Gerade in mittelständischen Unternehmen ist die Meinung über die Wertigkeit solcher Papiere, meiner Erfahrung nach, eher mäßig. Denn wer einmal einen zertifizierten Systemadmin eingestellt hat, der super auswendig lernen konnte, aber nicht mal einen Netzwerkdrucker einrichten kann, der lächelt nur noch über diese Fetzen Papier. Das Geld kann man meiner Meinung nach besser in ETF-Sparpläne anlegen oder damit auf Tesla-Aktien spekulieren. Mitnehmen sollte man solche Zertifizierungen nur, wenn sie der Arbeitgeber oder das Arbeitsamt bezahlt.

Wenn man selber bis zu 5000 € für irgendwelche Kurse und die Prüfungen im Jahr rausschmeißen würde, dann muss man im Nachgang ja schon, je nachdem wo man einkommenstechnisch steht, bis zu 800 € brutto mehr im Monat verdienen, damit sich die Ausgaben nach einem Jahr (!) amortisiert haben. Das ist kein lohnendes Investment, da man nur wegen ein paar „nutzlosen“ Zertifikaten und auch ohne Arbeitgeberwechsel so eine Gehaltssteigerung nicht hinterher geworfen bekommen wird. Mein Motto lautet an dieser Stelle eher: „Arbeiten statt Lernen, dabei bekommt man wenigstens Geld!“ Am meisten lernt man sowieso in der Praxis, wo man mit Problemen konfrontiert wird, auf die auch der Kurs keine Antwort gewusst hätte oder die ein Standardvorgehen, wie man es gelernt hat, sowieso unmöglich machen.

Es gibt sowieso so viele Ressourcen, auch von Microsoft selber und von anderen Herstellern und Anbietern und auch auf Youtube, mit denen man auch alles nötige während der Arbeit lernen kann, sodass solche Kurse und die Zertifizierungen heutzutage eigentlich sowieso komplett überflüssig sind.

 

Wie ist Eure Meinung zu Zertifizierungen? Sinnvoll oder Geld- und Zeitverschwendung?

Tobias Langner

Tobias Langner

Ich arbeite seit mehreren Jahren als Software-Release-Manager, zuvor als IT-Administrator, bin ausgebildeter Fachinformatiker für Systemintegration und Studium-"Pausierer" an der FernUni Hagen. Achtung: Für die Richtigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen, Skripte, etc. übernehme ich keine Gewähr. Deren Nutzung geschieht ausdrücklich auf eigene Gefahr!

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