Im Urlaub an einem Projekt weiterarbeiten?

Ein Problem vieler IT’ler ist wohl, dass bei diesen Hobby und Beruf eng miteinander verstrickt sind, da sich in solchen Berufen oftmals nur gut arbeiten lässt, wenn man sich auch sonst für das Tätigkeitsfeld interessiert. So kann es leicht passieren, dass man sich nach Feierabend oder auch im Urlaub geneigt fühlt an einem Projekt weiter zu arbeiten, weil man gerade einen Geistesblitz für ein bestimmtes Problem hat.

 

Für normale Angestellte gibt es aber eigentlich nur einen guten Rat: Lass es sein!

Warum sollte man das lassen?

  • auf den Urlaub/die Freizeit hat man gesetzlichen Anspruch, zumindest in Deutschland
  • man bekommt die Zeit nicht zusätzlich bezahlt
  • man bekommt im besten Fall ein „Dankeschön“, wenn es überhaupt zur Kenntnis genommen wird oder auffällt, dass man etwas getan hat
  • wenn man irgendetwas versaut, hat man ein Problem und bekommt für etwas den Kopf abgerissen was man getan hat, als man nicht mal im Dienst gewesen ist

Wenn man sich mit etwas sowieso beschäftigen wollte, oder z. B. einen Blogartikel zu einem gleichzeitig auch arbeitsrelevanten Thema schreibt das einen interessiert, dann sollte man dies natürlich tun und kann das gewonnene Wissen zumindest doppelt verwenden. Allerdings sollte man dieses nicht in der Freizeit für den Arbeitgeber „einbringen“ und sich dann noch per VPN im Firmennetz aufschalten und sein gewonnenes Wissen direkt anwenden. Klar hat man das Bedürfnis Wissen sofort rauszulassen, aber das sollte man für sich selber lohnend einbringen. Man kann dann ja auch auf der Arbeit den eigenen Blogartikel lesen und das Wissen so wieder auffrischen und dann in das Projekt des AG einbringen.

Ein Maurer würde abends bestimmt auch nicht auf den Bau fahren und weiter mauern. Im Regelfall kommen auch die „normalen“ Büroleute nicht auf die Idee den falsch bearbeiteten Stapel Post noch abends richtig abzuarbeiten oder von zu Hause Kunden-E-Mails weiter ab zu arbeiten.

 

Erreichbarkeit

Wenn man so blöd gewesen ist und Kollegen die privaten Telefonnummern weitergegeben hat, dann sollte man defintiv abends den Flugmodus einschalten oder die Nummern am besten komplett sperren. Wenn man vertraglich keine Rufbereitschaft vereinbart hat, dann muss der AG damit leben. Alternativ kann man den Anruf oder die Nachricht auch erst mal für ein paar Stunden ignorieren und sich dann mit einer Nachricht, dass man gerade sonst wo ist und sich nicht kümmern kann, melden. In den meisten Fällen ist das Problem dann eh schon erledigt worden.

 

Unterschied zum Unternehmer

Bei einem Selbständigen oder einem Unternehmer bzw. Geschäftsführer sieht das natürlich ganz anders aus. Dieser hat aber selber ein Interesse daran, sein eigenes „Baby“ voranzubringen. Man darf aber als Angestellter nicht den Fehler machen das „Baby“ von jemand anderem für sein eigenes zu halten, auch nicht wenn es einem Spaß macht. Man sollte sich immer vor Augen halten, dass einem dieses Baby jeden Tag weggenommen werden könnte. Wieso deshalb mehr Energie als nötig/bezahlt wird einbringen?

In einem Youtube-Video sah ich die Geschichte von einem Programmierer, der ein Projekt seines Arbeitgebers retten wollte und Überstunden ohne Ende gemacht hat um ein komisches Framework fertig zu stellen, welches wohl auch vom Vogesetzten schon fast abgeschrieben worden ist. Aus der Erfahrung weiß man irgendwann, dass viele Projekte einfach irgendwann eingestampft werden. Wie oft ist etwas, das heute Priorität 1 hat, in einer Woche völlig unbedeutend? Wieso also Stunden, im schlimmsten Fall auch noch unbezahlt, dafür opfern? In der Zeit kann man auch ein Projekt für sich selber aufziehen oder ein Musikinstrument lernen oder irgendetwas anderes sinnvolleres machen.

Wenn man Unternehmer ist hat man natürlich ein Interesse daran ein Projekt voranzutreiben. Als Angestellter endet die „Pflicht“ in der Regel nach 8 Stunden Arbeit am Tag. Und sofern man keine Überstunden machen muss, sollte man nicht den Helden spielen und irgendein Projekt von zu Hause aus weiterbearbeiten.

 

Tobias Langner

Tobias Langner

Ich arbeite seit mehreren Jahren als Software-Release-Manager, zuvor als IT-Administrator, bin ausgebildeter Fachinformatiker für Systemintegration und Studium-"Pausierer" an der FernUni Hagen. Achtung: Für die Richtigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen, Skripte, etc. übernehme ich keine Gewähr. Deren Nutzung geschieht ausdrücklich auf eigene Gefahr!

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