Wer hat sie nicht im Keller, die unzähligen Projektleichen die man in seiner Freizeit begraben hat? Damals dachte ich noch, es würde nur mir so gehen. Aber bei Gesprächen mit Kollegen haben diese von ihren angefangenen Projekten erzählt und wie diese regelmäßig, wie auch bei mir, ein abruptes Ende gefunden haben. So gibt es wohl auf so gut wie jeder Festplatte angefangene Manuskripte für Bücher oder Apps die wegen eines Bugs nicht fertig programmiert wurden. Dutzende Mind-Maps und Notizen für Projekte werden auch gesammelt, die es niemals über dieses Stadium hinausgeschafft haben.
Die Ausgangssituation
Ein paar Wochen schafft man es und verbringt jeden Abend und jedes Wochenende mit seinem Projekt. Man macht dabei einen wahnsinnigen Fortschritt und ist motiviert. Doch dann kommt einer der folgenden Top-Gründe, warum das Projekt dann den Bach hinuntergeht:
- Ein neues berufliches Projekt fordert einen so sehr heraus, dass man nach der Arbeit und am Wochenende nicht mehr motiviert ist am eigenen Projekt weiter zu machen.
- Das Projekt ist soweit fortgeschritten, dass man an einem sehr komplexen „Level“ angekommen ist. So komplex, sodass man nur noch wenig ersichtlichen Fortschritt macht und irgendwann einfach die Lust verliert.
- Krankheit und plötzlich dazwischen kommende Arzttermine
- Freizeitaktivitäten, für die man das Projekt um einen Tag verschiebt. Dann um eine Woche, um einen Monat und dann auf unbestimmte Zeit. Damit war es das dann.
- Etwas neues, z. B. eine neue Programmiersprache, erscheint einem plötzlich sinnvoller und man begräbt das Projekt um sich also mit etwas vermeintlich „coolerem“ zu beschäftigen.
- Man ist voll motiviert, aber die Technik versagt. Statt mit der eigentlichen Arbeit ist man nur noch mit dem Reparieren der Windows-Partition oder der Fehlermeldung der Entwicklungsumgebung beschäftigt.
- gar keine Planung
- zu viel Planung
Heute hatte ich dieses Erlebnis wieder beim Aufnehmen eines Gitarren-Covers. Eigentlich wollte ich mich damit eine halbe Stunde beschäftigen, aber leider hatte ich sofort Probleme mit meiner DAW (Digital Audio Workstation) und den Treibern für das Audio-Interface. Plötzlich schrumpft die Zeit für das was man sich eigentlich vorgenommen hat zusammen und gleichzeitig nimmt die Lust immer weiter ab.
Die Abhilfe
Leider gibt es nur eines was hilft: Einfach machen! Das Problem ist nämlich, dass man an seinem Projekt nicht nur arbeiten darf, wenn man noch Lust dazu hat. Man muss an diesem gerade dann weiterarbeiten, wenn man keinerlei Lust mehr darauf hat! Das ist nämlich auch der Unterschied zwischen einem privaten Projekt und einem bezahlten Kundenauftrag bzw. dem normalen Arbeitstag. Zur Arbeit schleppt man sich auch wenn man absolut keine Lust hat und wird trotzdem 8 Stunden mit Sachen verbringen, auf die man vielleicht schon seit längerem gar keine Lust mehr hat. Dies muss man auch für seine privaten Projekte schaffen, sonst wird man diese niemals fertig machen.
Auf der Arbeit wird man auch nicht die Flinte ins Korn werfen können, wenn z. B. die Entwicklungsumgebung nicht mehr startet, außer man möchte irgendwann wegen Untätigkeit gekündigt werden. Wenn also irgendetwas unvorhergesehenes passiert, muss man darauf auch bei Privatprojekten dementsprechend reagieren:
- Der PC startet nicht mehr? – Kram das alte, wenn auch langsame, Notebook raus und arbeite darauf weiter!
- Die Entwicklungsumgebung installiert Stunden lang ein Update? – Wenn möglich arbeite in Notepad++ oder einem anderen Programm weiter oder schreibe zumindest Pseudocode. Mache irgendetwas sinnvolles für das Projekt.
- Du wolltest an deinem Buch schreiben, aber Windows installiert Updates? – Schreibe das nächste Kapitel halt erst einmal stichwortartig auf Papier.
Dieser Blog
Wer sich die Zeitpunkte zu denen ich Blogbeiträge veröffentlicht habe ansieht, wird merken, dass dieser Blog auch ein solches Projekt ist, dass immer mal wieder eingeschlafen ist. Dummerweise auch zu Zeiten wo ich wirklich viel hätte schreiben können, wozu ich aber aus besagten Gründen dann keine Lust hatte, zu müde war oder einfach nur Fernsehen geschaut habe.
Soo, vielleicht mache ich jetzt endlich mal das Schreiben bzgl. meines Brettspielentwurfs fertig und schicke es an einen Spiele-Verlag und danach arbeite ich einen der gefühlten 10.000 Punkte einer meiner To-Do-Listen und meiner Karten in KanBan-Flow ab…