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Digital Signage – Auswahl eines passenden Systems

Momentan beschäftige ich mich mit „Digital Signage“-Systemen, also mit einer Möglichkeit auf Werbebildschirmen in Filialen Werbung zeitgesteuert anzeigen zu lassen. Dabei habe ich viele sowohl kostenintensive Lösungen gefunden, wie auch Lösungen die gänzlich kostenlos sind oder bei denen nur in bestimmten Fällen Kosten anfallen. Bei den OpenSource-Projekten wird meistens das Geld verdient, indem man das Hosting über einen der Anbieter in Anspruch nimmt oder wenn man Support benötigt. Welche Kriterien bei der Auswahl eines solchen Systems eine Rolle spielen können und welches System ich nach meiner Recherche präferiere, zeige ich in diesem Artikel.

 

Eigene Lösung?!

Grundsätzlich habe ich auch überlegt, dass für eine wirklich sehr einfache Anzeige lediglich „unbewegter“ Werbebilder auf den Bildschirmen, die abwechselnd angezeigt werden, auch mit einem (Apache)-Webserver und ein paar PHP-Skripten und etwas Javascript selber etwas aufgesetzt werden kann. Diese könnte man dann mit einem RaspberryPi oder irgendeinem Mini-Computer, den man hinter den Monitor pappt, anzeigen lassen. Allerdings wird so ein Projekt dann von diesem einfachen Grundgedanken ausgehend schnell ausufern.

Spätestens dann, wenn es auch Videos sein sollen die angezeigt werden und ein ausgefeilter Plan mit einer Zeitsteuerung ins Spiel kommt, wird es doch schon etwas schwieriger und aufwendiger und auch „unwartbar“, wenn man diese ganzen Individualitäten wie die Zeitsteuerung so im Code umsetzt und kein Backend mit einer vernünftigen Logik bereitstellt. Spätestens dann, wenn die Marketing-Abteilung das ganze selbständig steuern soll wird es noch problematischer werden und man wird als Ersteller des Systems auch mit der andauernden Pflege des Contents beschäftigt sein und Änderungen vornehmen müssen.

 

Auswahlkriterien für ein Digital Signage-System:

  • Offlinebetrieb: Inhalte, sofern nicht aus dem Web, sollten auch lokal auf dem Abspielgerät bereit stehen, damit der Bildschirm bei einem Ausfall der Internetanbindung nicht schwarz bleibt
  • Keine Interaktion des Verkaufspersonals nötig, wie z. B. das Wechseln eines USB-Sticks oder immer wieder den MediaPlayer auf dem Fernseher manuell starten zu müssen
  • Fernwartungsmöglichkeit und Blick auf das aktuell angezeigte Bild auf den Bildschirmen
  • Zeitgesteuerte Verteilung und Anzeige der Inhalte über alle Bildschirme hinweg
  • Einfache Bedienung auch für Nicht-ITler
  • Zeitgeber auf dem Abspielgerät oder zumindest im lokalen Netzwerk

Zu den vorgenannten Punkten las ich einen interessanten Artikel von jemandem, der beruflich mit Digital Signage-Systemen zu tun hat und einen Trip durch ein Einkaufszentrum gemacht hat und dabei die ganzen nicht vernünftig laufenden Werbebildschirme vor den Ladenfenstern betrachtet hat. Klassiker waren wohl normale Fernseher, auf denen die Werbung von einem Stick einfach in Endlosschleife lief und die dann irgendwann abgestürtzt sind, wo sich das Personal aber nicht drum kümmerte, weil es dies vermutlich auch lange Zeit gar nicht mitbekam. Oder Inhalte die aufgrund einer Verbindungsstörung ins Internet nicht geladen werden konnten oder auch einfach nur veraltete Werbung, die wohl nicht zentral gesteuert und ausgetauscht werden konnte.

 

Hardware

Für aufwendige Video-Geschichten wird aufgrund der evtl. doch begrenzten Leistungsfähigkeit vom Einsatz eines RaspberryPis eher abgeraten. Für nicht so aufwendige Sachen kann dieser allerdings trotzdem eine Option sein. Allerdings hat man wohl aufgrund eines fehlenden Zeitgebers ein Problem, wenn man zeitlich gesteuerte Aktionen nutzen will und der RaspberryPi z. B. nach einem Stromausfall nicht die korrekte Uhrzeit bekommt. Hier müsste auf jeden Fall noch mit einem (lokalen) NTP-Server gearbeitet werden, was aber nur bedingt hilft, wenn dieser auch nicht zur Verfügung steht. Was die Leistung und den Zeitgeber anbelangt ist also vermutlich ein (dann teurerer) Mini-PC vorzuziehen.

 

Interne Einsatzmöglichkeiten

Damals wurde auf der Arbeit eine Seite aus dem Intranet auf einem Bildschirm angezeigt, wofür dauerhaft der Browser mit einem Auto-Reload lief und man sich auch desöfteren per TeamViewer auf das Teil aufschalten und etwas wieder fixxen musste. So ähnlich habe ich das auch schon mal für die Anzeige einer Seite auf einem Bildschirm für eine Party gemacht. Mit einem Digital Signage-System ist so etwas auch komfortabler zu lösen, auch wenn dies vielleicht für so einen einzelnen Bildschirm der „Overkill“ ist.

 

Kommerzielle Anbieter

Es scheint eine schier unendliche Anzahl an Anbietern zu geben, auch aus Deutschland. Ein solches System habe ich auch schon einmal live bei einer Präsentation gezeigt bekommen. Allerdings war der Preis natürlich schon happig. Je nach Berechnungsmodell kommt da schon einiges pro Bildschirm zusammen. Zumindest von meinem Eindruck her, bieten die meisten Systeme auch nicht wirklich mehr Funktionen als das System, welches ich schlussendlich wählen würde, wenn man das ganze Projekt intern selber umsetzt.

 

OpenSource und andere kostenlose Systeme

Im Fall von OpenSource, die man unentgeltlich nutzt, muss meiner Meinung nach ein möglichst aktiv weiterentwickeltes System ausgewählt werden, das kein eingeschlafenes Projekt ist. Wenn es auch eine kostenpflichtige „gehostete“ Variante gibt und es kostenpflichtigen Support gibt, dann ist die Wahrscheinlichkeit dass das Projekt in den nächsten Wochen tot ist meiner Meinung nach vermutlich eher gering.

 

Concerto

Sah an sich nicht schlecht aus, aber scheint eines der eingeschlafenen Projekte zu sein. Ich habe versucht es unter Ubuntu zu installieren. Anscheinend sind die meisten erhältlichen Informationen veraltet und unbrauchbar. Auf der Webseite stand es wäre in PHP geschrieben und benötigt dieses, es ist aber laut allen anderen Quellen in Ruby On Rails geschrieben. Aufgrund der miserabel dokumentierten Installation, die ich auch nicht fertig bekommen habe, habe ich das Projekt wieder auf Eis gelegt. Während dem Rumgeteste habe ich mir die Frage gestellt wie die Software erst im Betrieb ist, wenn die Installation schon so bescheiden ist.

 

Screenly

Screenly sieht in der Demo auch ganz gut aus, steht aber leider  nur in einer abgespeckten und eingeschränkten kostenlosen Variante zur freien Nutzung, die ich deshalb gar nicht erst weiter getestet habe. Wenn man aber gewillt ist Geld auszugeben kann Screenly defintiv eine Option sein.

 

Foyer (für WordPress)

Ebenfalls interessant fand ich den Ansatz WordPress zu nutzen. Hierfür gibt es auch ein Plugin namens „Foyer“. Richtig gut soll es aber wohl nur in Kombination mit anderen Plugins funktionieren, weshalb ich das zu frickelig fand und doch lieber nach einem System „aus einem Guss“ Ausschau gehalten habe. Die anderen Systeme sind prinzipiell aber auch nichts anderes als ein Content Management System, nur speziell ausgerichtet auf die Anzeige auf den Werbebildschirmen.

 

Xibo

Gelandet bin ich schlussendlich bei dem System „Xibo“. Vom Funktionsumfang her deckt dieses alle meine oben genannten Auswahlkriterien ab, scheint auch schon sehr ausgereift zu sein und bietet viele Optionen um Kampagnen zu gestalten, Zeitpläne festzulegen und dergleichen. Es lässt sich recht einfach als Docker-Container installieren, sowohl unter Windows wie auch unter Linux. Getestet habe ich das System unter Ubuntu. Es ist als Free-Version unter https://xibo.org.uk/cms zu bekomme.

Einziges Manko bei Xibo ist, dass derzeit für die Clients Linux nicht als Betriebssystem verwendet werden kann und das für die anderen Plattformen bis auf Windows Gebühren fällig werden. Hier könnte man aber günstige „Windows 7“-Lizenzen verwenden (ja, Support ist abgelaufen), falls nicht wie angekündigt in Kürze auch die Client-Software für Linux zur Verfügung gestellt wird. Allerdings hat man wohl einen Offline- bzw. Cache-Modus auf dem Player, sodass auch beim Abrauchen der Verbindung der Monitor nicht schwarz wird.

 

Ein paar andere Seiten/Projekte hatte ich noch gefunden, aber nicht weiter verfolgt, z. B. RiseVision und ScreenHub.
 

Tobias Langner

Tobias Langner

Ich arbeite seit mehreren Jahren als Software-Release-Manager, zuvor als IT-Administrator, bin ausgebildeter Fachinformatiker für Systemintegration und Studium-"Pausierer" an der FernUni Hagen. Achtung: Für die Richtigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen, Skripte, etc. übernehme ich keine Gewähr. Deren Nutzung geschieht ausdrücklich auf eigene Gefahr!

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