Fehlerkultur: Rückblick auf vergangene Fehler

Mit Fehlern umzugehen ist wichtig und egal wie gut man ist: Jeder macht sie! Unabhängig davon ob es Fehler sind, die eher kleine Wirkung haben oder große Fehler, die dazu führen das Geld verbrannt wird und irgendjemand seinen Job verliert. Deshalb betrachte ich in diesem Artikel einige der Fehler, die ich großteils während meiner Ausbildung gemacht habe. Bei einigen Fehlern konnte ich schon kurze Zeit danach darüber lachen. Bei manch anderen erst einige Zeit später 😀

Der Moment in dem einem der Fehler unterläuft ist immer unschön, peinlich und man wird eventuell noch von einigen Leuten etwas dazu zu hören bekommen, aber so ist das und so habe ich mich in folgenden Beispielen, die mir noch einfallen, gefühlt:

 

Produktiv-Server-Neustart

Es war üblich, dass ich viele RDP-Sessions auf verschiedene Server geöffnet hatte. Also hatte ich auf einem Bildschirm den produktiven HyperV-Server und auf dem anderen das Testsystem, welches ich neu starten wollte. Ich weiß nicht mehr, wodurch ich mich ablenken ließ. Auf jeden Fall hörte ich nachdem Neustart nur einen Kollegen rufen: „Hey, Server X ist gerade verschwunden!“

 

debug all

Ein Klassiker, der auch von einem Lehrer in der Berufsschule als häufiger Fehler benannt wurde, natürlich erst nachdem ich ihn gemacht habe. Ich wollte eigentlich nur einen IPSEC-Tunnel debuggen. Aus irgendeinem Grund dachte ich mir, dass der Befehl debug all auf der Kommandozeile des Cisco-Routers eine gute Idee wäre. Über den liefen allerdings recht viele aktive Tunnel. Durch den Befehl habe ich den Router so überlastet, dass die SSH-Verbindung abbrach und ich mich selbst „ausgesperrt“ hatte.

 

Telefonanlage offline

Die Software von Telefonanlagen ist meistens miserabel. Schlechte GUI, schlechte Übersetzung und vor allen Dingen hat man als normaler Systemadministrator keine Ahnung was man da eigentlich macht. Ich sollte irgendeine automatische Rufweiterschaltung oder so etwas auf Zuruf konfigurieren. Das habe ich versucht und am Ende die „Datenbank“ mit den Einstellungen wieder in die Anlage eingelesen. Wie mir der Support mitteilte war das wohl eine schlechte Idee, da das Einspielen der Datenbank an sich nicht nötig gewesen wäre und eine „komplexe“ Sache ist, bei der man Einstellungen auch plötzlich doppelt drin haben kann oder ganz verlieren kann. Das ist ja schon Müll, allerdings war es viel schlimmer, dass die Telefonanlage nach meinem Datenbank-Einspielversuch erst einmal nicht zur Verfügung stand.

 

Heißer Server

Bei HP-Servern, zumindest bei den Towern von HP die wir damals verwendeten, ist im Gehäuse ein „Plastikaufsatz“ eingeschoben. Durch diesen wird die „Luftführung“ vorgegeben. Das funktioniert ganz gut. Allerdings nicht, wenn man zusätzlichen RAM in den Server einbaut und diese dann nicht wieder einsetzt. Dann schaltet sich der Server nach einiger Zeit, zum Glück, wieder selbständig ab.

 

Fehlbestellungen

Hier gibt es mit Sicherheit mehrere Beispiele, aber mir fällt nur noch ein, dass ich für meinen Rechner zuhause eine Grafikkarte mit zwei DVI-Ports haben wollte. Also habe ich bei Amazon oder irgendeinem anderen Händler nach einer Grafikkarte gesucht, habe im Text nur „Dual DVI“ gelesen und bestellt. Leider wusste ich nicht, dass dies nichts mit der Anzahl der DVI-Anschlüsse zu tun hat. Ein Blick in die weitere Produktbeschreibung hätte mir das aber gezeigt, da dort eine Eins bei der Anzahl der DVI-Anschlüsse aufgeführt war. Allerdings befand ich mich mit solchen Fehlbestellungen in guter Gesellschaft. Ein Bekannter, der bei einem großen Systemhaus arbeitet, erzählte mir von einer grandiosen Fehlbestellung, wo für Hunderte Clients die falschen Mäuse bestellt worden sind. Anstatt diese zurückzugeben und die richtigen zu bestellen, wurden nochmal so viele USB-PS2-Adapter bestellt 😀

 

Reverse Route für DNS vergessen

Bei einer Umstellung der Firmen-Domain zu einem neuen Anbieter habe ich die sogenannte Reverse Route in den DNS-Einstellungen nicht konfiguriert. Diese hatte ich nicht auf dem Schirm, da diese beim alten Anbieter automatisch im Hintergrund konfiguriert wurde und man diese dort nirgendwo im Backend sehen konnte. Da diese Reverse Route wohl für viele Provider wichtig ist, um die Authentizität eines E-Mail-Adressaten festzustellen, klatschten bei allen Absendern, die am tag der Umschaltung E-Mails schickten, die Mails mit einer Fehlermeldung bei diesen wieder auf. Aber so ist halt „Training on the Job“.

 

„Das dauert XX Minuten“

Ein Fehler den man häufig macht, gerade im IT-Bereich, ist die sehr optimistische Vorhersage darüber, wann ein Fehler behoben, ein System einsatzbereit oder ein Feature implementiert ist. Da ich auch schon des öfteren eine zu gut gemeinte Prognose nach hinten korrigieren musste, nehme ich diesen Evergreen hier mit auf. Besser immer ein paar Stunden, Tage oder Wochen je nach Projektumfang als Puffer einplanen. Wenn man eher fertig wird freuen sich die anderen. Wenn es später wird eher nicht…

Dies sind nur einige der Fehler, die mir direkt einfallen, wenn ich zurückdenke. Dazu kommen natürlich noch glorreiche Momente, in denen man einfach die falschen Stecker gezogen hat, dem falschen Benutzer bestimmte Rechte gegeben oder entzogen hat, die falschen Daten gelöscht hat, etc.

 

Fazit

Wie sollte man mit solchen Fehlern umgehen? Man kann eigentlich nur akzeptieren, dass man sie macht. Hoffentlich macht man nicht immer wieder die gleichen Fehler, dann wäre man dumm. Aber gerade auch, wenn man sich immer wieder mit neuen Technologien beschäftigt, wird man unweigerlich Fehler machen. Aber wer viel arbeitet, macht nun mal viele Fehler. So hatte ein damailiger Kollege, nachdem er für einen Fehler einen entsprechenden Kommentar bekommen hatte, folgendes zu sagen:

Wer nichts macht, macht nichts verkehrt

Und genau so ist es. Nur wenn man sich den ganzen Tag unter dem Schreibtisch versteckt und einfach nichts macht, kann einem nie ein Fehler unterlaufen. Mit einem anderen alten Spruch lässt sich wunderbar zusammenfassen, wie es halt ist, wenn man arbeitet:

Wo gehobelt wird, fallen Spähne

Mit anderen Worten: Fehler werden immer passieren. Es wird immer etwas daneben gehen. Damit offen umzugehen, die Fehler zuzugeben, aus Fehlern zu lernen und für die Zukunft vorzusorgen, andere nicht für Fehler „fertig“ zu machen, etc. – das sind alles Dinge die man im Umgang mit den Fehlern beherzigen sollte!

 

Tobias Langner

Tobias Langner

Ich arbeite seit mehreren Jahren als Software-Release-Manager, zuvor als IT-Administrator, bin ausgebildeter Fachinformatiker für Systemintegration und Studium-"Pausierer" an der FernUni Hagen. Achtung: Für die Richtigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen, Skripte, etc. übernehme ich keine Gewähr. Deren Nutzung geschieht ausdrücklich auf eigene Gefahr!

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