Neben der 80/20-Regel (Pareto-Prinzip) bin ich durch ein paar Youtube-Videos auf die sogenannte 70/30-Regel aufmerksam geworden. Beim Googlen zur 70/30-Regel findet man allen voran einen finanziellen Bezug, den ich gar nicht im Sinn hatte. Wofür man diese Regel bzw. das Verhältnis sonst noch anwenden sollte bzw. wofür ich versuchen werde es anzuwenden, folgt in diesem Artikel.
Finanzieller Bezug
In Bezug auf die persönlichen Finanzen sollte man laut dieser Regel möglichst maximal 70% seines Nettoeinkommens für den täglichen Bedarf und Sonderwünsche ausgeben. Die restlichen 30% sind für Spenden, Sparen und den Vermögensaufbau vorgesehen. Da meine Frau und ich im Normalfall bereits nur so 50 – 60 % unseres Nettoeinkommens ausgeben, wobei hier auch Ausgaben für ein Nebengewerbe etc. mit drin sind, brauche ich die Regel für diesen Bereich schon mal nicht mehr anwenden 😎
Verkaufsgespräch
In Bezug auf Verkaufsgespräche gibt es ebenfalls eine 70/30-Regel: Maximal 30% der Zeit sollte der Verkäufer reden und ganze 70% der Zeit sollte er dem Kunden zuhören und auf dessen Bedürfnisse eingehen. Je mehr der Kunde redet, desto mehr erfährt er dabei über dessen Wünsche, Bedarf und Motive.
Konsum-Produktivitäts-Verhältnis
Den Bezug in welchem ich die 70/30-Regel kennen gelernt habe, konnte ich aber in ein paar Minuten googlen leider gar nicht finden. Allerdings erscheint mir diese Regel dort am sinnvollsten. Es geht um das Verhältnis zwischen dem Konsum von Inhalten (Tutorials, Bücher, Blogs lesen, YT-Videos, hirnloser Beriselung durch Netflix, etc.) und dem Erstellen eigener Inhalte (Blogartikel, YT-Videos, Produkte, Software, etc.). Ich verfalle selber oft in eine Art Binge-Modus, wenn ich mich zu Themen informieren möchte und lese mehrere Bücher zu den gleichen Themen oder schaue 20 YT-Videos von meinen Lieblingsmentoren dazu. Aber dann verwende ich das vermittelte Wissen gar nicht, oder nur einen geringen Teil davon oder vergesse es nach kurzer Zeit wieder.
Deshalb sollte man laut der Regel maximal 30% seiner kostbaren Zeit damit verbringen die Inhalte von anderen zu konsumieren und die übrigen 70% darauf verwenden aus dem Wissen auch etwas zu machen. Beispielsweise indem man ein eigenes Buch schreibt, Blogartikel veröffentlicht oder eine Software programmiert. Bei den meisten ist das ganze aber eher sehr unausgewogen und geht in die Richtung, dass man nahezu zu 100% nur Inhalte anderer konsumiert, aber sein Wissen nie „gewinnbringend“ verwendet. Als gutes Beispiel fallen mir da Leute ein, die sich mit einem immensen Zeitaufwand immer weiter qualifizieren und eine Zertifizierung nach der anderen jagen, ohne dabei das Wissen der vorherigen Zertifizierung überhaupt mal anzuwenden und in einem entsprechenden Beruf zu arbeiten.
Problematisch ist dann auch noch, wenn man dann erst einmal „alles“ wissen will und perfekt mit einer Sache starten will. Das wird nie funktionieren. Wenn man z. B. erst alles zu 100% rechtlich abgesichert haben will und sich wirklich mit jeder Kleinigkeit auskennen will, bevor man ein Unternehmen gründet, dann wird man es nie gründen. Denn während man sich darauf vorbereitet, wird immer etwas neues auftauchen (neue Pflichten, Gesetze, etc.), sodass der Vorbereitungsprozess nie abgeschlossen sein wird. Wenn man eine Software erst schreiben und anbieten will, wenn man C# im Schlaf beherrscht und im einfachen Texteditor programmieren kann und den Code dabei noch bis ins kleinste Detail optimieren kann, dann wird man beim nächsten Update der Sprache wieder einen Rückschritt machen und nicht anfangen. Deshalb lernt man z. B. eine Programmiersprache auch nicht wenn 10 Bücher dazu durchliest ohne aktiv etwas in dieser zu programmieren. Man muss Lern- bzw. Recherchephasen auch immer durch praktische Phasen unterbrechen, sonst werden einem die meisten Zusammenhänge wahrscheinlich nie klar. Autofahren lernt man schließlich auch nicht in dem man darüber nur etwas liest.